Runde 2

Vierter Platz & sehr kalte Füße

Die Saarschleife in der Nähe der französischen Grenze.In der 2. Runde punkteten die Bundesligaflieger des Blauen Ländchens wieder zweistellig und kletterten in der Tabelle auf einen in der Erstliga bisher nie erreichten Platz 4. Am Sonntag spendierte die knackige Kaltluft sehr kräftige Aufwinde. Aber nur bei Sonneneinstrahlung, die anfangs leider Mangelware war.

In der 2. Runde der 1. Segelflugbundesliga konnte der ACN an seine sehr gute Leistung in der 1. Runde anknüpfen. Auf dem 7. Tabellenplatz kassierte er mit 12 Rundenpunkten erneut zweistellig und liegt in der Tabelle weit oben auf Platz 4. Die Segelfliegerinnen und Segelflieger des Aero Club Nastätten hoffen, dass die Erfolgsserie noch ein paar Runden anhält, um bereits früh in der Saison den Klassenerhalt wahrscheinlich zu machen.

Der Heimatflugplatz im Blauen Ländchen.Am Samstag lag eine fast ganz geschlossene Wolkendecke über Nastätten, so dass nur ein paar Schul- und Überprüfungsstarts an der Winde absolviert werden konnten. ACN-Ligaflüge waren am vergangenen Wochenende also nur am Sonntag möglich. Nastätten lag mittags jedoch immer noch unter einer fast geschlossenen Wolkendecke. Es war für alle Teilnehmer schwierig, Aufwinde zu finden, um sich vom Platz zu lösen. Das Team der "Delta" musste sogar dreimal fehlende Thermik durch einen kurzen Triebwerkslauf ersetzen, bevor sich endlich ein brauchbarer Aufwind fand. Dabei sollte man die Bundesliga-Spielregeln im Kopf haben: Spätestens 15 Kilometer vom Flugplatz entfernt wird der Propellerturm im Rumpf hinter dem Flügel eingeklappt. Ist man bereits mehr als 15 Kilometer von Startflugplatz entfernt, geht es zurück. Wenigstens ein Datenpunkt, der von der kleinen elektronischen Blackbox alle paar Sekunden aufgezeichnet wird, muss innerhalb einer großen Torte mit 15 Kilometer Radius um den Startflugplatz liegen. Erst danach ist ein Bundesligaflug möglich. Malte Bernhardt war der Pechvogel des Tages, da er gut eine Stunde nach dem Abflug den Elektromotor seiner Antares 20E starten musste, um die Landung auf einem Acker zu verhindern. Mehr als 50 km von Nastätten entfernt lohnte sich für ihn der Rückflug zur 15 km-Torte nicht mehr, um einen zweiten Versuch zu unternehmen.

Mit einer Rundengeschwindigkeit von 96,24 km/h war Jochen Back mit Co-Pilot und 2. Vorsitzenden Thomas Paulsen überwiegend über dem Saarland unterwegs. Nach einem schwierigen Anfang unter einer geschlossenen Wolkendecke und einem kurzen Motorlauf sah Back, dass die Bedeckung in Richtung Südwesten deutlich abnahm. Genau so, wie es von den Wetterfröschen vorhersagt wurde. Am Ende des Soonwaldes stieg die Basis auf 1.650 m an. Die Aufwinde wurden deutlich kräftiger und ruhiger. An dieser Stelle startete das 2,5-stündige Bundesliga-Zeitfenster. Der vielversprechenden Optik folgend flog Back über dem Idarwald in Richtung Saarschleife. Ab Hermeskeil, wo die Aufwindstärke bereits 3 m/s erreichte, startete der Flugspaß für das Team trotz einer Außentemperatur weit unter dem Gefrierpunkt. Die erste Wende lag hinter Mettlach an der französischen Grenze. Von dort wurde die "Yankee Hotel", eine DG-1001T mit 20 m Spannweite, einer Aufwindreihung folgend in Richtung Donnersberg gesteuert, was sich als Glücksgriff herausstellte. Das Variometer zeigte Steigwerte um 5,0 m/s. "Das sind Werte, die es in unserer Gegend nicht sehr oft gibt und deshalb Genuss pur bedeuten!", berichtete Back. Da nordwestlich Ramstein das Wolkenbild diffuser wurde, wendete das Team, um die schnelle Wolkenreihung ein zweites Mal bis zur letzten Wende nordwestlich von Dillingen zu nutzen. Von dort ging es direkt zurück nach Nastätten. Ein bisschen Glück gehörte dazu, dass Wetterfenster und Wertungszeit sich darauf geeinigt hatten, ungefähr an der gleichen Stelle zu enden. Unter einem Bedeckungsgrad von "8/8tel" mit immer noch brauchbaren Steigwerten ging es gemütlich und durchgefroren zurück zum Heimatflugplatz des Blauen Ländchens. Der bereits erwähnte "Hammerbart" – ein Segelflieger-Begriff für ungewöhnlich kräftige Aufwinde – bescherte eine maximale Höhe von 1.850 m über dem Meeresspiegel.

US Airbase Spangdahlem mit der sicherheitshalber Funkkontakt aufgenommen wurde.Bereits um 11:30 Uhr MESZ startete Jens-Christian Henke auf seiner DG-808C "Tango Mike" mit 18 m Spannweite. Er hatte sich nach dem Start ein aktuelles Satellitenbild auf sein Handy heruntergeladen. Da er schnell zu einem Bereich mit mehr Sonneneinstrahlung fliegen wollte, entschied er sich anders als die Vereinskameraden für einen Flugweg in Richtung Nordwesten mit dem Ziel Aachen. Obwohl die Bewölkung auflockerte, waren die ersten 1,5 Stunden des Fluges sehr anstrengend. Die Arbeitshöhe war niedrig und die oft sehr turbulente Thermik schwierig zu finden. Henke kreuzte den Rhein südöstlich von Bad Breisig. Der Wind aus Nordnordwest löste im Stau am Nordrand der Eifel vermehrt Cumuluswolken aus, deren Basis allerdings nicht sehr hoch über den Hügeln lag. Da jedoch jederzeit ein Ausweichen in die Ebene möglich war, gestaltete sich der Flug mit deutlicher Gegenwindkomponente vergleichsweise komfortabel. In Richtung Aachen nahm der Bedeckungsgrad deutlich zu. Henke entschied sich daher zum Flug in den Süden, was im Nachhinein die richtige Entscheidung war. Zunächst musste jedoch die Schneeeifel überflogen werden, die überwiegend abgeschattet war. Sehr vorsichtig mit dem lebhaften Wind im Rücken erreichte er schließlich Wolken mit höherer Basis und guter bis sehr guter Thermik. Jetzt lief der Schneehase und die Anspannung wich purem Flugspaß. Mehrfach lag das Steigen klar über 3 m/s, was für mitteleuropäische Segelflieger ein sehr erfreulicher Wert ist. Sein stärkster Aufwind des Tages erreichte mit fast 5 m/s klar namibische Qualitäten. Namibia ist in unserem Winterhalbjahr eines der unter Segelfliegern und auch Gleitschirmpiloten beliebtesten Länder für weite und schnelle Segelflüge. Da Namibia und Deutschland in derselben Zeitzone liegen, gibt es keinen Jetlag und es kann gleich am Tag nach der Ankunft selber geflogen werden. Aber zurück zum Flug: Nach einem Jojo in Richtung Ramstein und wieder zurück zur französischen Grenze ging es nach Hause. Noch eine Stunde lang flog Henke in Platznähe unter dem grauen Wolkenbrei. Obwohl kein Sonnenstrahl auf den Boden traf, fand er immer wieder schwache Aufwinde. So etwas funktioniert nur mit Kaltluft, die aber leider nicht für angenehme Temperaturen im Cockpit sorgt. Es brauchte ein wenig Zeit, um durch einen kleinen Spaziergang die Füße wieder zu spüren. Mit einer Rundengeschwindigkeit von 90,59 km/h gelang Henke der zweitschnellste ACN-Flug.

Der kalte Wolkenbrei spendierte abends noch schwache Aufwinde.Holger Back, der Bruder von Jochen Back, startete in Bruchsal auf einer DG-1000 Club mit nur 18 m Spannweite. Sein Sprint für die Bundesliga begann gegen 13:30 Uhr mitten im Rheintal bei Germersheim. Dort findet übrigens nächstes Wochenende die weltgrößte Messe für Spezialfahrräder statt. Back flog mit Kurs West einen ersten 57 km langen Schenkel und wendete über dem Pfälzer Wald. 80 km war der zweite Schenkel lang, der über die schöne Fächerstadt Karlsruhe verlief und über den nördlichen Ausläufern des Schwarzwaldes endete. Die Thermik über der östlichen Hälfte des Schwarzwald erlaubte Flughöhen von über 2.000 m. Der dritte Südschenkel war 72 km lang und auf dem Weg zurück nach Bruchsal endete das 2,5-stündige Bundesliga-Zeitfenster. Seine Rundengeschwindigkeit betrug 89,32 km/h.

Trotz der ungemütlichen Temperaturen starteten am Sonntag insgesamt sieben Pilotinnen und Piloten des ACN zu Bundesligaflügen. Ilka und Holger Back starteten in Bruchsal. Die anderen fünf Flugzeuge hoben in Nastätten ab. Für die nächsten zwei Runden gibt es mit Jochen Back einen Auswärtsspieler. Er nimmt mit Co-Pilot Torsten Besser am "25th International Gliding CUP" in Klix bei Großdubrau teil. Der ACN hat doppelt Glück, da Ilka Back ebenfalls an diesem Segelflug-Wettbewerb teilnehmen wird. Auswärtsspieler haben immer einen strategischen Vorteil für den Verein, da auch dann für die Bundesliga gepunktet werden kann, wenn am Heimatflugplatz schlechtes Wetter ist. Die Prognosen für die 3. Runde fallen erneut durchwachsen aus. Der ACN hat aber in den ersten beiden Runden gezeigt, dass er mit solchen Herausforderungen sehr gut umgehen kann.

 

Text: Jens-Christian Henke

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