Runde 18

Schweißtreibender Kampf um die Mindestwertung

Flugspuren Samstag 18.08.2012 Flugspuren Sonntag 19.08.2012 Holger Back in der
Wolken am Samstag 18.08.2012 um 14:00 MESZ Wolken am Sonntag 19.08.2012 um 14:00 MESZ Jochen Back und Malte Bernhardt

Photos:  www.onlinecontest.org, Deutscher Wetter Dienst (DWD), Jens-Christian Henke

Nur zwei ACN-Piloten schafften die Mindestwertung in der vorletzten Bundesligarunde

Obwohl die Sonne am vergangenen Bundesliga-Wochenende intensiv über Mitteleuropa strahlte, konnten sich in der sehr warmen Luft nur schwache Aufwinde entwickeln. Es galt die Segelfliegerweisheit, dass gutes Badewetter oft ein schlechter Aufwindlieferant ist. 13 Erstliga-Vereine blieben gleich ganz am Boden und lediglich zwei der fünf Flüge des Aero-Club Nastätten übertrafen die Mindestwertungsgeschwindigkeit von 40 km/h. Der Saunagang im Cockpit wurde aber mit erfreulichen sieben Rundenpunkten belohnt. Der Verein liegt jetzt auf dem 12. Tabellenplatz und es fehlen nur drei Punkte für den Sprung in das erste Tabellendrittel.

Nach dem Studium der Wetterprognosen am Samstagmorgen war klar, dass große Streckenflüge an beiden Tagen der 18. Bundesligarunde nicht möglich sein würden. Der Segelflugwetterbericht sagte mäßige Thermik ohne Wolkenbildung, sogenannte "Blauthermik", bis 1.700 Metern über Meereshöhe voraus. Eine spezielle Konvektionsvorhersage war deutlich pessimistischer und sollte leider Recht behalten, denn die ACN-Piloten mussten sich mit maximalen Flughöhen bis etwa 1.100 Metern über Meereshöhe zufrieden geben. Das bedeutet im Mittelgebirge, dass der nächste Aufwind – wenn überhaupt – unangenehm tief gefunden wird.

In Nastätten starteten drei Segler am frühen Nachmittag und hielten sich wegen der schwachen, niedrigen Aufwinde zunächst lange im Flugplatzbereich auf. Die "Delta" und "Kilo Lima" mussten beide wegen erfolgloser Aufwindsuche nach 90 km bzw. 77 km Flugstrecke das Triebwerk zünden. Das wird von der "Black Box" für Wettbewerbsflüge registriert und bedeutet umgehend das Ende des Bundesligafluges. Allein dem Taunussteiner Jochen Back gelang auf dem Vereinsleistungssegler ASW28 "Yankee Hotel" im Zeitfenster von 2,5 Stunden eine Flugstrecke von 119 km. Er flog über Limburg zu seiner Wende nördlich von Wetzlar und fast dieselbe Route wieder zurück nach Nastätten. Nach Anwendung des Handicap-Faktors lag seine Rundengeschwindigkeit bei 43 km/h, also knapp über der Mindestgeschwindigkeit von 40 km/h. Der Nastätter Malte Bernhardt flog am Samstag eine gecharterte Antares 20m nordwestlich von Ingolstadt. Er knackte mit 42 km/h über der Schwäbischen Alb ebenfalls die Mindestwertungsgeschwindigkeit.

Am Sonntag versuchte der zweifache Vize-Weltmeister Holger Back unter noch schwierigeren Bedingungen am heißesten Tag des Jahres einen dritten Wertungsflug. Er war südlich des Soonwaldes nur noch 120 m über Grund und hatte sich bereits auf eine Außenlandung in einem Getreidefeld eingestellt, als er im allerletzten Moment in seiner LS8 "Sieben Eins" doch noch einen Aufwind fand. Sein Blauthermik-Kampf endete in Michelbach beim dortigen Flugplatzfest. Sein Bruder Jochen schleppte ihn mit dem Vereinsmotorsegler zurück nach Nastätten.

Die letzte Bundesligarunde könnte noch einmal spannend werden, denn die Wetterprognosen sagen sehr uneinheitliche Wetterbedingungen für Deutschland voraus. Im Gegensatz zum Aero-Club Nastätten ist der Verbleib in der 1. Segelflugbundesliga für 10 der 30 Vereine noch nicht gesichert. Fest steht bereits, dass der hessische AC Langenselbold einer der sieben Absteiger in die Zweitklassigkeit sein wird. Die Langenselbolder haben wegen der neuen Luftraumstruktur nach der Inbetriebnahme der vierten Startbahn in Frankfurt kaum noch Möglichkeiten, von ihrem Heimatplatz zu Streckenflügen zu starten. Grund ist die Herabsetzung des für Segelflieger geltenden Luftraumdeckels um 300 m auf nur noch 1.000 m über Meeresspiegel. Man kann nur hoffen, dass die Deutsche Flugsicherung steilere und für die Anwohner deutlich lärmärmere Anflugverfahren einführt, wie sie an vielen anderen Großflughäfen bereits übliche Praxis sind. Dann könnten auch die Segelflieger um den Frankfurter Flughafen wieder mehr Luft zum Fliegen bekommen.

Text: Jens-Christian Henke

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