Runde 11

Der ACN punktet zum dritten Mal in Folge zweistellig
Trotz extremer Regenfälle über dem Blauen Ländchen am Sonnabend meistert der ACN am Sonntag recht ungleichmäßige Aufwindverhältnisse. In seiner bisher schnellsten Runde der Saison kassiert der Verein stattliche 15 Rundenpunkte. Jetzt liegt der Erstligist nach der 11. von insgesamt 19 Bundesligarunden stabil in der Tabellenmitte.

Martin und Uli Besorgt beäugten am Sonntag die Bundesligaflieger des Blauen Ländchen ihr Segelfluggelände Nastätten, das große Starkregenmengen am Vortag aufsaugen musste. Die Wassermassen, die am Sonnabend über Stunden auf die Region niedergingen, ließen sogar kleine Bäche aus dem Nichts entstehen, die den asphaltierten Weg hoch zum Fluggelände kreuzten. Eine Nutzung des Platzes war aber trotz der vielen Pfützen möglich. Gleich nach dem Briefing um 09:30 Uhr wurden alle Segler an den Waldrand gezogen, die im Eigenstart oder hinter dem Schlepp-Motorsegler bereits kurz nach 11:00 Uhr die ersten thermischen Aufwinde beschnüffelten. Die Strategie der Bundesligisten war bewährt und recht einfach: Zunächst galt es, möglichst weit gegen den Südwestwind ins Saarland zu fliegen, um dann mit dem Rückenwind als Dopingmittel für die Reisegeschwindigkeit eine letzte Wende im weiten Nordosten anzupeilen. Den schnellsten Piloten gelang es, während des 2,5-stündigen Bundesligazeitfensters überwiegend mit dem Rückenwind zu fliegen. Der Weg in das Saarland war jedoch nicht einfach. Wegen der anfangs niedrigen Wolkenbasis musste über dem in weiten Teilen unlandbaren Hunsrück unangenehm tief über seinen Wäldern gesegelt werden. Eine dunkle Wolkenwurst bei Pferdsfeld sah gar nicht einladend aus, weil darunter kein Sonnenstrahl mehr auf den Boden traf. Sie trug jedoch im Geradeausflug überraschend gut und ermöglichte den Einstieg in das Saarland. Alle Piloten, die anfangs diesen Weg gewählt hatten, wurden am Abend mit den besten Rundengeschwindigkeiten belohnt. Der zweite Schenkel in Richtung Nastätten und weit darüber hinaus war schnell, wenn man den richtigen Pfad in dieser insgesamt inhomogenen Luftmasse wählte. Die Wende des Viertplatzierten lag nordöstlich von Göttingen – 220 km von Nastätten entfernt. Genau ein Dutzend Pilotinninnen und Piloten schafften die Mindestwertungsgeschwindigkeit. Das ist die bisher beste Beteiligung in diesem Jahr.

JO in der Luft

Mit hervorragenden 110,9 km/h lieferte Nachwuchstalent Moritz Althaus den mit Abstand schnellsten ACN-Flug ab. Auf dem Fördersegelflugzeug "Juliett Oscar" des Landesverbandes, eine LS8 mit 18 m Spannweite, startete er bereits um 11:00 Uhr mit 80 Litern Wasserballast in den Flügeln hinter dem Schleppmotorsegler des Vereins. Weil die Strecke in den Südwesten stark abgeschattet und eine Außenlandung in den nassen Feldern unbedingt zu vermeiden war, ging es nur sehr zäh voran. Obwohl kein Sonnenstrahl auf den Boden gelangte, lieferte eine dicke Wolkenwurst ab Idar-Oberstein verblüffend gute Steigwerte. Bei Dillingen wurde Althaus von einem sehr kräftigen Aufwind überrascht, der sein Segelflugzeug mit 15 km/h (4 m/s) senkrecht nach oben trug. Der Rückweg in Richtung Nastätten gestaltete sich noch schwieriger als der Hinweg, weil die Wolken weiter in die Breite liefen und noch weniger Sonnenenergie auf den Boden gelangte. Ab Nastätten genoss Althaus sogenanntes "Hammerwetter". Die nächsten 150 km musste er nicht mehr kreisen, weil er unter jeder Wolke im langsamen Geradeausflug Höhe gewinnen konnte. Diese tragende Wolkenreihung stand nördlich vom Taunuskamm, löste sich aber recht schnell wieder auf. Bei Rotenburg an der Fulda wendete er in Richtung Heimatflugplatz. Wenig später endete das Bundesligazeitfenster für Althaus, so dass er sich für den sicheren Heimflug Zeit nehmen konnte.

Holger Back gelang mit einer Rundengeschwindigkeit von 104,7 km/h der zweitschnellste Bundesligaflug für den Aero Club Nastätten. In seiner LS10 "Seven One" mit 18 m Spannweite wendete er bereits südlich von Idar-Oberstein. Seine zweite Wende lag ebenfalls unweit von Rotenburg an der Fulda. Ein Kuriosum seines Fluges ist der Landeort Bruchsal, den er in voller Absicht problemlos erreichte. Dort arbeitet Back unter der Woche. Seine Frau Ilka Elster-Back, die ebenfalls gerne für die Bundesliga punktet, war bereits mit dem leeren Segelfluganhänger im Rheintal unterwegs, als er noch in der Luft war.

Das Bundesliga-Team der 11. Runde komplettierte Uli Leukel mit Co-Pilot Martin Fuhr im großen Doppelsitzer "Delta", eine ASH25Mi mit 26,5 m Spannweite. Ihr Flugweg wich nicht groß von den Flugwegen von Althaus und Back ab. Entlang der "Hausstrecke" ging es über dem Soonwald und Hunsrück ins Saarland. Unweit der französischen Grenze wendete das Team, um mit Rückenwind 207 km in den Nordosten fliegen zu können. Auf diesem Schenkel mussten nur neun Aufwinde kreisend zum Höhengewinn genutzt werden. Wie im Sommer üblich, zeigten Mauersegler zuverlässig die stärksten Aufwinde an. Unweit von Marburg traten Leukel und Fuhr den Heimweg an. Gegen den Wind mussten sie auch schwächere Aufwinde deutlich unter 1 m/s annehmen, um ohne den Einsatz des Hilfstriebwerkes den Heimatflugplatz erreichen zu können. Kurz vor Nastätten genoss das Team noch einen schönen Aufwind, so dass sie ihren Flug vor der Landung noch bis an den Hochwasser führenden Rhein ausdehnen konnten. Ihre Rundengeschwindigkeit war mit 100,2 km/h ebenfalls dreistellig.

Musste der ACN in den Runden 7 und 8 jeweils auf Platz 23 den sehr unangenehmen Blick in den Abstiegszonen-Abgrund ertragen, hat sich die Lage nach nur drei Runden gründlich zum Positiven gewendet. Der rheinland-pfälzische Erstligist klettert erneut zwei Zähler in der Tabelle nach oben und glänzt exakt in der Tabellenmitte auf Platz 15. Da nur noch acht Runden ausgeflogen werden und die Wettervorhersage für den kommenden Sonntag erfolgsversprechend ist, stabilisieren sich die Chancen auf den Klassenerhalt sehr deutlich. Für das kommende Wochenende werden erneut Regen am Sonnabend und Sonne und Wolken am Sonntag vorhergesagt. Wie in der vorherigen Runde werden die Aufwindverhältnisse wohl wieder ungleichmäßig sein. Dann gilt es umso mehr, dass sich möglichst viele Pilotinnen und Piloten des ACN an den Luftrennen beteiligen. Je unterschiedlicher taktisch und strategisch geflogen wird, umso größer sind die Chancen, dass sich der Verein erneut sehr gut in der Tabelle positioniert.

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